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Leipziger Persönlichkeiten – Karl Straube
Montgomery Rufus Karl Siegfried Straube wurde am 6. Januar 1873 in Berlin geboren. Der jüngste Sohn von Johannes Straube, Organist und Harmoniumbauer in Berlin erhielt eine erste Ausbildung bei seinem Vater und bildete sich autodidaktisch weiter. Ein akademisches Studium absolvierte Straube nicht, wurde aber bald ein bekannter Orgelvirtuose. 1897 erhielt Karl Straube eine Anstellung als Organist am Willibrordi-Dom in Wesel.1903 wurde Karl Straube Organist an der Thomaskirche in Leipzig und Chordirigent des Leipziger Bach-Vereins. 1907 nahm Straube eine Tätigkeit als Orgellehrer am Königlichen Konservatorium der Musik in Leipzig an und wurde 1908 zum Professor berufen.
1918 wurde Karl Straube Thomaskantor als Nachfolger von Gustav Schreck. 1919 gründete Straube das Kirchenmusikalische Institut am Konservatorium, das er bis 1941 und erneut von 1945 bis 1948 leitete. 1920 vereinigte Straube den Chor des Leipziger Bach-Vereins mit dem Gewandhauschor, dessen Leiter er bis 1932 war.
Im Herbst 1920 begleitete Karl Straube als Verantwortlicher die erste Auslandsreise des Thomanerchors nach Dänemark und Norwegen.
Straube war seit Jahrhunderten der erste Thomaskantor, der nicht mehr selbst komponierte. Er widmete sich der Arbeit mit dem Chor und dem faktischen Neuaufbau nach dem 1. Weltkrieg. Straube erhöhte die Zahl der Konzerte u. a. dadurch, dass er die bisherige Hauptprobe am Freitag zur zweiten Motette umgestaltete.
Karl Straube studierte mit dem Thomanerchor sämtliche Kantaten von Johann Sebastian Bach ein, die er ab 1931 zuerst sonntags im Gottesdienst aufführte. Die Rundfunkübertragung aller Bachkantaten dauerte bis 1937. Die Übertragungen fanden auch im Ausland statt, was den en Thomanerchor über die Grenzen Leipzigs bekannt machte.Straube förderte das Schaffen von Max Reger. Reger lernte durch den Kontakt zu Straube die großen modernen Orgeln mit ihren vielseitigen Spielhilfen jener Zeit kennen. 1901 übernahm Karl Straube die Uraufführung von Regers Drei Choralfantasien.
Straube war bereits 1926 Mitglied der NSDAP. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten unterzeichnete er im Mai 1933 die Erklärung „Kirchenmusik im dritten Reich“. Im Oktober 1933 wurde Karl Straube Ehrenvorstand des Reichsamts für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche. Seit 1934 gehörte er dem Verwaltungsausschuss der Reichsmusikkammer an. Im Rahmen der Reichsmusiktage der Hitlerjugend im November 1937 in Stuttgart überführte Straube den Thomanerchor in die Hitlerjugend (Thomanerchor der Hitlerjugend), der Thomanerchor trat in HJ-Uniform auf.
Ende 1939 trat Karl Straube als Thomaskantor zurück, lehrte aber weiter an der Leipziger Musikhochschule. Sein Nachfolger wurde 1940 sein Schüler Günther Ramin.
Straube lebte kurzfristig in Tübingen, kehrte im Mai 1945 nach Leipzig zurück. Nach einer Überprüfung seiner politischen Tätigkeit während der NS-Zeit erklärte ihn der Antifaschistisch-Demokratische Block im Oktober 1945 Jahres für rehabilitiert. Bis März 1949 gab Karl Straube noch Orgelunterricht, litt aber zunehmend an Ertaubung.
Karl Straube starb am 27. April 1950 in Leipzig und wurde auf dem Südfriedhof beerdigt.
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Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/13/Karl_straube.jpg
Quelle:
www.wikipedia.de
Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Pro Leipzig, 2005
Autor: Mirko Seidel am 26. Aug 2022 07:38, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,