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Leipziger Persönlichkeiten – Helmut Rötzsch

Helmut Rötzsch

Helmut Rötzsch

Der Sohn eines Eisenbahnarbeiters besuchte die Mittelschule in Leipzig, machte eine Lehre beim Leipziger Buchgroßhändler Koehler & Volckmar und war dort als Buchhandlungsgehilfe bis 1941 tätig. Nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft im Juli 1946 kehrte Rötzsch nach Leipzig zurück und war zwei Jahre als Kriminalsekretär bei der Transport- und Kriminalpolizei am Leipziger Hauptbahnhof tätig. Helmut Rötzsch trat in die SED, galt aber wohl aufgrund seiner amerikanischen Kriegsgefangenschaft als Sicherheitsrisiko bei der Polizei und fiel einer Parteisäuberung der SED zum Opfer.

Rötzsch musste eine Sonderreifeprüfung absolvieren und wurde von der Kreisleitung der SED 1949 zum Kurzstudium der Wirtschafts- und Kulturwissenschaft an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig delegiert.

Im Oktober 1950 nahm Helmut Rötzsch bei der Deutschen Bücherei die Stelle als Verwaltungsdirektor und Kaderleiter an. 1953 wurde Rötzsch Leiter der Abteilung Lesesäle, 1955 Direktor der Abteilung Beschaffung und Zugang, zugleich ab 1959 Stellvertreter des Hauptdirektors Curt Fleischhack.

1961 wurde Helmut Rötzsch nach dem Ausscheiden Fleischhacks auf Vorschlag der Parteileitung der Bibliothek und mit Unterstützung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) zum neuen Hauptdirektor, ab 1964 Generaldirektor, und Leiter der Deutschen Bücherei berufen. Er war der erste nicht klassisch ausgebildete Bibliothekar in der Funktion.

Mit der Bezirksverwaltung des MfS arbeitete Rötzsch seit seinem Eintritt bei der Deutschen Bücherei 1950 offiziell zusammen, 1955 unterzeichnete er eine Verpflichtungserklärung als IM „Sand“. Helmut Rötzsch unternahm zahlreiche dienstliche Reisen in die BRD, war für die Hauptverwaltung Aufklärung tätig und wurde dafür ausgezeichnet. Als Leiter der Deutschen Bücherei war Rötzsch bis 1973 von operativen Aufgaben des MfS befreit.

In der Deutschen Bücherei benutzte Helmut Rötzsch weniger die Klassenkampfrhetorik, sondern suchte mehr den Konsens und wurde so zur Integrationsfigur. Helmut Rötzsch wirkte bei der Umgestaltung der Deutschen Bücherei zu einer sozialistischen Institution mit. Rötzsch beendete Planungen einer Bibliographie nur mit DDR-Titeln und ließ weiterhin Bibliographien, das gesamte deutschsprachige Schrifttum erfassend, erstellen. Rötzsch engagierte sich für die Erhaltung und den Ausbau des 1950 eingegliederten Deutschen Buch- und Schriftmuseums, verfolgte eine liberale Ausleihpolitik und den Erhalt der Verbindung zum Börsenverein in Frankfurt am Main.

In die Amtszeit von Helmut Rötzsch fiel Ende der 1970er Jahre die dritte Erweiterung der Deutschen Bücherei mit dem neuen Magazinturm, dem größten Bibliotheksneubau der DDR. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Oberbibliotheksrat Helmut Rötzsch im Januar 1991 in den Ruhestand verabschiedet.

Helmut Rötzsch starb am 28. März 2017 in Leipzig.

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Bildquelle: CC BY-SA 3.0 de File:Bundesarchiv Bild 183-J0225-0012-001, Helmut Rötzsch mit Auszubildenden.jpg
Erstellt: 25. Februar 1970date QS:P571,+1970-02-25T00:00:00Z/11

Quelle:
www.wikipedia.de

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Autor: Mirko Seidel am 28. Feb 2023 16:07, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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