Persönlichkeiten
Leipziger Persönlichkeiten – Andreas Dietrich Apel
Andreas Dietrich Apel wurde am 28. Juli 1662 in Quedlinburg geboren. Nach dem Tod seines Vaters 1674 kam Apel zu seinem Vetter, dem Seidenwarenhändler Barniske, nach Leipzig. Nach seiner Lehr- und Gesellenzeit wurde Andreas Dietrich Apel 1690 Teilhaber des Geschäfts. Seine gesammelten Erfahrungen auf seinen Reisen in die Niederlande, nach Polen, in die Schweiz und nach Frankreich nutzte er, um nach 1700 auf seinem Gartengelände westlich der Leipziger Innenstadt Fabriken anzulegen, in denen er erstmals in Sachsen Seiden-, Damast und Atlasstoffe sowie Gold- und Silbergespinste herstellte. Er ließ auch Tapeten, Leinwand und Kattun bedrucken.Andreas Dietrich Apel erbte um 1700 den vor dem Thomaspförtchen liegenden Bieringischen Garten. Den seit 1629 existierenden Garten erweitere Apel 1701 durch den Kauf der gegenüber Schlosswiese gegenüber der Pleißenburg. Kurfürst August der Starke war nicht nur von Apels Garten angetan, sondern auch von dessen Gattin Dorothea Elisabeth und schenkte ihr ein weiteres Grundstück. Der Familie Apel gehörte damit ein zusammenhängendes Gelände in der heutigen Inneren Westvorstadt.
Unter Leitung des Gartenbaumeisters und Architekten David Schatz entstand ab 1702 einer der schönsten Barockgärten Deutschlands. Die Parkanlage war in Form eines Fächers angelegt. Zentrum war der heutige Dorotheenplatz, Hauptweg die heutige Otto-Schill-Straße. Eine Brücke führte über den Pleißemühlgraben zur Stadt. Vom Zentrum des Gartens führten drei strahlenförmig verlaufende Wege – heute die Elster-, die Kolonnaden- und die Reichelstraße.Die Alleen waren von hohen Heckenwänden gesäumt. Springbrunnen, Orangerien und Pavillons, verbunden durch Laubengänge, luden zum Verweilen oder Flanieren ein. Die Bildhauer Paul Heermann und Balthasar Permoser schufen die im Eingangsbereich aufgestellten Statuen der antiken römischen Götter Jupiter, Juno, Venus und Mars. Kopien von zwei dieser Statuen stehen heute auf dem Dorotheenplatz. Weitere wertvolle Plastiken Permosers standen in den Nischen des Gartens. Eine Attraktion war das am Pleißemühlgraben errichtete und im Siebenjährigen Krieg zerstörte „Apels Bad“.
David Schatz führte Seitenarme der Pleiße durch das Gelände des und ließ Kanäle anlegen, was Boots- und Gondelfahrten ermöglichte. Das bedeutendste Fest fand aus Anlass des 44. Geburtstages des Kurfürsten am 12. Mai 1714 statt. Venezianische Fischer unterhielten die Anwesenden mit dem Brauch des dann alljährlich stattfindenden Fischerstechens. Seit 1756 veranstaltete dort das „Große Concert“ Sommerkonzerte.
Andreas Dietrich Apel ließ neben den Gebäuden seiner Manufakturen und Werkstätten auch die Wohnungen der Arbeiter in die Gartenanlage integrieren. Damit war Apels Garten das Gegenbild der französischen Prachtgärten, in denen die einfache Bevölkerung nicht geduldet wurde.Nach dem Tod Apels Fabrikanten fiel der Garten zu gleichen Teilen an dessen Kinder, die die Anlage bis zur Versteigwerung 1770 weiter pflegten. Johann Wolfgang Goethe schrieb noch 1765 an seine Schwester Cornelia: „Die Leipziger Gärten sind so prächtig, als ich in meinem Leben etwas gesehen habe. Ich schicke Dir vielleicht einmal das Prospekt von der Entrée des Apelgarten, der ist königlich.“ 1784 wurde berichtet, dass der Garten nicht mehr gepflegt wird. Die ursprüngliche Gartenanlage war verändert, Gebiete waren abgetrennt und verkauft worden.
Seine guten Beziehungen zum sächsischen Kurfürst Friedrich August I. (August der Starke) nutzte Apel, um seine Besitzungen zu erweitern und Privilegien zu erhalten. 1704 kaufte er das Welschische Haus am Markt und ließ es 1706 bis 1707 durch Gregor Fuchs zu einem barocken Bürgerhaus umbauen. Ab 1712 war Apel Meister der Leipziger Kramerinnung. Andreas Dietrich Apel starb am 14. Januar 1718 in Leipzig. Die Apelstraße in der Westvorstadt ist nach ihm benannt.
Mehr Leipziger Persönlichkeiten.
Quellen: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Andreas_Dietrich_Apel.jpg; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Apels_Garten.jpg
Quelle:
Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Pro Leipzig, 2005
Autor: Mirko Seidel am 24. Okt 2021 18:18, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,