Geschichte & Geschichten
Unser Leipzig – unsere Geschichte
Die Ämterverteilung in der Stadt Leipzig
1292 stand erstmal ein Bürgermeister, der aus dem Kreis der Ratsherren kam, an der Spitze des Leipziger Rates. Neben der Einberufung und Leitung der Ratssitzungen und die Berichterstattung über die laufenden Geschäfte hatte der Bürgermeister die Stadt nach außen zu vertreten, insbesondere auf Landtagen. Er organisierte auch die Verteidigung der Stadt und hatte einen festen Sitz im Schöffenstuhl.1304 wurde erstmals ein Schöffenkolleg erwähnt unter dem Vorsitz des Richters. Die Kandidaten mussten dem Rat angehören und von diesem bestätigt werden. Rechtsgrundlage war der Sachsenspiegel.
Der Stadtrichter saß dem Schöffenkolleg vor. 1423 wird mit Titze Kolkewitz der erste Stadtrichter Leipzigs namentlich genannt. Der Richter wurde von den Räten gewählt und musste anschließend einen Eid ablegen. Die Amtsdauer betrug ein Jahr.
Die seit 1466 erhaltenen Geschäftsbücher des Rates von Leipzig geben Auskunft über die Ämter, die vom Rat jährlich bestätigt wurden. So sind im Jahr 1475 folgende Ämter aufgelistet:
Das Amt des Waagemeisters oder Waagmeisters hatte Kaufmann Schobel inne. Später wurde er Richter, Baumeister und 1502 bis 1508 Bürgermeister. Der Waagemeister hatte die Aufgabe, das Waagegeld zu erheben sowie Zölle für die in Leipzig ge- oder verkauften Waren zu erheben.Das Amt des Schenken und Biermeisters hatte der Ratsherr Levin Förster inne. Er hatte die Reinigung und Befüllung der Fässer zu kontrollieren, ihm oblag die Verwaltung des Ratskellers (Burgkeller). Das Recht, auswärtiges Bier zu verkaufen, oblag dem Rat, so dass der Biermeister oft auf Reisen war, um das Bier einzukaufen.
Der Harnischmeisters war Bartel Sommerfeld. Er war für die Waffenvorräte der Stadt verantwortlich. Nickel Reudnitz war Futtermeister und war für den städtischen Getreide-, Holz- und Kohlenvorrat zuständig sowie für dessen Lagerung im Kornhaus nahe dem Peterstor.
Weiterhin wurden Ratsbedienstete beschäftigt, so der Marstaller, dem die Aufsicht über den städtischen Marstall oblag. Im Dienst des Rates standen drei bis vier reitende Knechte, die Botschaften beförderten. Die Aufsicht über das Marktwesen führte der Marktmeister. Zusammen mit dem Waagemeister nahm er das Standgeld der Markthändler ein und führte Aufsicht über die Stadtwachen, von denen der Rat 1475 sechs beschäftigte. Weiterhin wurden mehrere Marktschreiber und -vögte beschäftigt, Läder, die das Kaufmannsgut auf- und abzuladen hatten, sowie Makler, die den Wert der Handelswaren schätzten.
1486 wird erstmals der Probierer genannt, der den Wert auswärtiger Münzen zu ermitteln hatte.
Die Garköche am Naschmarkt hatten ebenfalls einen Eid zu leisten und richteten Fest- und Hochzeitsmahle aus. Für den städtischen Wald beschäftigte der Rat mehrere Förster, darunter auch im Forsthaus Raschwitz. Einer dieser Förster war ein gewisser Koburger, der den Kuhturm bei Lindenau bewohnte und dessen Name in der Koburger Straße noch heute präsent ist.Auch die Ziegelstreicher wurden vom Rat ernannt, sie standen den Ziegelscheunen vor dem Ranstädter und dem Peterstor vor.
Für die Überwachung der Fleisch- und Brotbänke setzte der Rat Kommissionen ein, denen die Meister der Zünfte und Ratsherren angehörten.
Der Rat kontrollierte auch den Weinausschank und beschäftigte dafür den Visierer. Die Viertelsmeister waren für die Organisation des Feuerschutzes, der Stadtverteidigung und die Erstellung der Steuerlisten zuständig. Vormünder kümmerten sich um unmündige Kinder.
Weitere Ämter des Leipziger Rats waren der Vorsprecher (Ankläger), der Gerichtsknecht oder Frohn, der Stockmeister zur Beaufsichtigung der Gefangenen, der Scharfrichter, der auch das Frauenhaus zu beaufsichtigen hatte und seit 1519 auch Abdecker war, der Schoßmeister (Steuereinnehmer), der Röhrmeister zur Beaufsichtigung der Röhrenwasserleitung, der Teichmeister, die Türmer und Zeigersteller, die Stadtpfeifer und für den Rat arbeitende Handwerker.
Bildquelle: Naschmarkt https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Naschmarkt_1749.jpg
Autor: Mirko Seidel am 24. Sep 2021 08:53, Rubrik: Geschichte & Geschichten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,