Geschichte & Geschichten
600 Jahre Sachsen – Höhepunkte und Tiefschläge sächsischer Geschichte
1547 – Der Schmalkaldische Krieg
Nach der Leipziger Teilung 1485 gingen die wettinischen Landesteile unterschiedliche politische Wege. In Torgau und Dresden entstanden getrennte Verwaltungen, nach 1485 fanden zwei Landtage statt und weil die wettinische Universität im albertinischen Leipzig lag, gründete Kurfürst Friedrich der Weise 1502 in Wittenberg eine eigene Universität. Durch die Kurwürde war der politische Einfluss der Ernestiner weitaus höher. Die Albertiner standen immer vor der Entscheidung, mit der kursächsischen Verwandtschaft gemeinsam zu entscheiden oder sich entgegenzustellen. Die trotzdem wachsende Stärke des Herzogtums Sachsen resultierte aus dem Ausschluss der erblichen Landesteilung 1499 und der fast 40 Jahre dauernden Regentschaft des Sohnes von Herzog Albrecht von Sachsen, Herzog Georg von Sachsen. Und nicht zuletzt waren es die Silbervorkommen im Erzgebirge, die das Herzogtum Sachsen unter der Regentschaft von Georg zu wirtschaftlicher Blüte verhalfen. Die wettinischen Linien wurde zunehmend zu Gegnern und der Thesenanschlag Martin Luthers 1517 an die Schlosskirche im ernestinischen Wittenberg vergrößerte den Familienzwist. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen hielt seine schützende Hand über Luther, Herzog Georg von Sachsen stand Luther anfangs noch offen gegenüber, doch nach der Leipziger Disputation 1519 hätte Georg Luther am liebsten auf dem Scheiterhaufen gesehen.Der Bauernkrieg 1525 wurde von ernestinischen, albertinischen und hessischen Truppen gemeinsam niedergeschlagen. Doch die Lager altgläubiger und protestantischer Fürsten sammelten sich in Lagern, um im Falle eines Krieges handlungsfähig zu sein.
Einige protestantische Fürsten und Städte schlossen sich 27. Februar 1531 zu einem Verteidigungsbündnis – dem Schmalkaldischen Bund – zusammen, darunter Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, Nachfolger von Friedrich dem Weisen. Hauptinteresse des Bundes war u.a. die offizielle Anerkennung ihrer Konfession.
Kaiser Karl V. versuchte, die die Religionsfrage im Reich durch Gespräche klären zu können. Die kompromisslose Haltung beider Seiten und die Zusage von Papst Paul III., im Falle eines Krieges gegen die Protestanten 10.000 Knechte, 500 Reiter und Geld bereitzustellen überzeugten Karl V. von der Möglichkeit, den Schmalkaldischen Bund militärisch besiegen zu können.Am 19. Juni 1546 unterzeichneten Kaiser Karl V. und Herzog Moritz von Sachsen einen Vertrag, der das albertinische Herzogtum Sachsen zur Neutralität verpflichtete.
Am 4. Juli 1546 trafen sich die beiden Hauptführer des Schmalkaldischen Bundes, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen in Ichtershausen und verhandelten über die Strategie des Schmalkaldischen Bundes gegen den Kaiser. Sie entschlossen sich, einen Präventivkrieg zu führen. Zum ersten Aufeinandertreffen der Kriegsparteien kam es beim Donaufeldzug von Juli bis November 1546.
Der Feldzug ging für den Schmalkaldischen Bund verloren, am 20. Juli 1546 verhängte Kaiser Karl V. die Reichsacht über die beiden protestantischen Oberhäupter des Schmalkaldischen Bundes.Bereits im August 1546 hatte der Kaiser Herzog Moritz von Sachsen aufgefordert, die Reichsacht über die Anführer des Schmalkaldischen Bundes endlich zu vollstrecken und Kursachsen anzugreifen. Moritz erklärte Mitte Oktober 1546 seinem ernestinischen Vetter Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen den Krieg, brachte Zwickau sowie große Teile der nur schwach verteidigten Kurlande unter seine Kontrolle. Lediglich Gotha, Eisenach, Coburg sowie das stark befestigte Wittenberg blieben noch unter kursächsischer Kontrolle.
Seit dem 6. Januar 1547 belagerten die Truppen des Schmalkaldischen Bundes schließlich Leipzig, konnten die Stadt jedoch nicht einnehmen. Am 28. März 1547 brach der Kaiser von Nürnberg aus auf, in der Nähe von Eger vereinigten sich die Heere und zogen durch das Elster- und Muldetal nach Sachsen. Johann Friedrich lagerte mit seinem Heer bei Meißen.
Am Morgen des 24. Aprils 1547, als die kursächsischen Truppen sich auf den Weitermarsch vorbereiteten, überquerten Soldaten des Kaisers teils schwimmend, teils an einer Furt die Elbe und es kam zu ersten Gefechten. Kurfürst Johann Friedrich gab den Befehl zum vollständigen Rückzug, sein Heer war der kaiserlichen Übermacht nicht gewachsen. Johann Friedrich gelang es nicht mehr, die stark befestigten kursächsischen Städte Torgau oder Wittenberg zu erreichen. Seine Truppen wurden vernichtend geschlagen in der Schlacht bei Mühlberg.
Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen wurde gefangen genommen und zunächst vor den Herzog von Alba, schließlich vor den Kaiser selbst geführt. Mit dem Sieg bei Mühlberg war der Schmalkaldische Krieg entschieden. Kurfürst Johann Friedrich wurde zunächst zum Tode verurteilt, unterschrieb aber, um seine drohende Hinrichtung abzuwenden, am 19. Mai 1547 die Wittenberger Kapitulation, in der er einige Gebiete Thüringens und die sächsische Kurwürde an die albertinische Linie abtrat. Am 4. Juni 1547 wurde Moritz zum Kurfürsten von Sachsen ausgerufen. Erst 1552 kann Johann Friedrich, nun nur noch Herzog von Sachsen, frei.Kaiser Karl V. glaubte sich auf dem Höhepunkt seiner Macht und den Protestantismus endgültig besiegt zu haben. Er irrte, denn bereits 1539 hatte Herzog Heinrich von Sachsen, der Bruder von Georg, im albertinischen Sachsen die Reformation eingeführt und Moritz machte keine Anstalten, dies zu ändern.
Der Schmalkaldische Krieg wäre die Chance gewesen, die wettinischen Lande wieder zusammenzuführen. Protestantisch waren sie beide, Johann Friedrich war geschlagen und in Haft. Doch die Zusage des Kaisers, im Falle eines Sieges die ernestinischen Landesteile den Albertinern zuzuschlagen, waren nur teilweise erfüllt.
Weitere Höhepunkte und Tiefschläge in 600 Jahren sächsischer Geschichte:
1423 – Die Kurwürde fällt an die Wettiner
1648 – Am Ende des Krieges liegt das Land am Boden
1697 – Kurfürst Friedrich August I. wird König von Polen
1831 – Der König bekommt ein Parlament
1952 – Sachsen verschwindet von der Landkarte
1990 – Die Neugründung des Freistaats Sachsen
Bildquelle: Von Autor/-in unbekannt – https://archive.thulb.uni-jena.de/staatsarchive/receive/stat_file_00003258, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=75928137;
Von Lucas Cranach der Ältere – The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=149746;
Von Web Gallery of Art: Abbild Info about artwork, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15501814;
Von Lucas Cranach der Jüngere – Ursprung unbekannt, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=289322;
Von Saxony_after_the_Capitulation_of_Wittenberg_(1547)_-_NL.png: Sir Iainderivative work: Furfur – Diese Datei wurde von diesem Werk abgeleitet: Saxony after the Capitulation of Wittenberg (1547) – NL.png:, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20865090
Quelle:
Reinhardt Eigenwill (Hg.):Zäsuren sächsischer Geschichte, Sax Verlag Beucha Markkleeberg, 1. Auflage 2010
Autor: Mirko Seidel am 10. Jan 2023 15:02, Rubrik: Geschichte & Geschichten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,