Geschichte & Geschichten
Zum 50. Jahrestag der Sprengung der Paulinerkirche zu Leipzig
Ein Stück Leipziger Geschichte ist zurück

Das Paulinum am Augustusplatz in Leipzig
Es war ein eigenartiges Gefühl, vor der Tür der neuen Aula und Universitätskirche zu stehen. Genau 50 Jahre zuvor hatte die alte Paulinerkirche noch gestanden, ihr letztes Weihnachtsfest erlebt, bevor sie am 30. Mai 1968 gesprengt wurde. Nun ist der Neubau fertiggestellt. Wie wird er innen aussehen? Wird der Neubau dem Anspruch an die Geschichte des Ortes gerecht?
Ich war beeindruckt, als ich das neue Paulinum zum ersten Mal betreten habe. Ein großer, heller Raum, anmutend wie eine Kathedrale und doch modern. Das nachempfundene gotische Netzgewölbe erinnert an den alten Kirchenbau. Die modernen Glaspfeiler bringen Licht und Leichtigkeit in den Raum. Sechs Pfeiler reichen nicht bis zum Boden.

Aula der Universität Leipzig im Paulinum
Aula und Kirchenraum sind durch eine Plexiglasscheibe getrennt. Die beiden Nutzungen werden so verdeutlicht und doch ist der Raum als ganzes erlebbar. Am der Trennung zwischen Aula und Kirche ist das Gewölbe unterbrochen – ein Hinweis auf den Bruch in der Geschichte – die Sprengung der Kirche 1968.

Altar und Epitaph in der Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig
An der Architektur des Paulinums scheiden sich seit Jahren in Leipzig die Geister. Die Einen finden die Architektur toll, die Anderen würden das Gebäude am liebsten wieder abreißen. Dem Architekten Erik van Egeraat ist es, meiner Meinung nach, sehr gut gelungen, am Augustusplatz einen neuen städtebaulichen Akzent zu setzen und eine Brücke zwischen der Geschichte des Ortes, dem Drama der Zerstörung und dem Blick in die Zukunft zu schlagen.
Autor: Mirko Seidel am 30. Mai 2018 10:59, Rubrik: Geschichte & Geschichten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,