Persönlichkeiten

Leipziger Persönlichkeiten – Walter Ulbricht

Walter Ulbricht 1950

Walter Ulbricht 1950

Walter Ernst Paul Ulbricht wurde am 30. Juni 1893 in Leipzig als erstes Kind des Schneiders Ernst August Ulbricht und dessen Ehefrau Pauline Ida im Haus Gottschedstraße 25 geboren. In dasselbe Haus zog 1899 Gustav Stresemann als Student ein. Nach seiner Volksschulzeit erlernte Ulbricht den Beruf des Möbeltischlers.

1908 trat Ulbricht dem Arbeiterjugendbildungsverein Alt-Leipzig bei, 1912 wurde er Mitglied der SPD. Walter Ulbricht hielt Vorträge vor Jugendgruppen der SPD und übernahm ehrenamtliche Tätigkeiten beim Arbeiterbildungsinstitut sowie in der Leipziger Arbeiterjugendbewegung.

Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs verfasste und veröffentlichte Walter Ulbricht als Mitglied des linken Flügels der SPD unter Führung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zahlreiche Flugblätter mit Aufrufen zur Beendigung des Krieges. Als Soldat war Ulbricht an der Ostfront und in Serbien und Mazedonien eingesetzt.

Wohnhaus Gottschedstraße 25 Leipzig

Wohnhaus Gottschedstraße 25 Leipzig

1917 trat er der USPD bei. Während der Novemberrevolution 1918 war Ulbricht Mitglied des Soldatenrates des XIX. Armeekorps in Leipzig. Vermutlich seit 1920 war er Mitglied der KPD. Er organisierte den Parteibezirk Groß-Thüringen neu. Ende 1920 hielt sich Ulbricht anlässlich des IV. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale erstmals in Moskau und Petrograd auf und lernte Lenin kennen. Von 1926 bis 1929 war er Abgeordneter des Sächsischen Landtags, ab 1928 Mitglied des Reichstags für den Wahlkreis Westfalen-Süd. 1928 war Walter Ulbricht Mitglied der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) geworden.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten führte Ulbricht die Arbeit der KPD zunächst in der Illegalität weiter. 1932 wurde er steckbrieflich gesucht, emigrierte Anfang Oktober 1933 nach Moskau und ging wenig später nach Paris.

1938 zog er nach Moskau. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 arbeitete Ulbricht beim deutschsprachigen Programm von Radio Moskau. 1943 war Ulbricht Mitbegründer des „Nationalkomitees Freies Deutschland“ (NKFD).

Ende April 1945 kehrte Ulbricht nach Deutschland zurück und organisierte in der Sowjetischen Besatzungszone die Neugründung der KPD. Ulbricht gehörte zu den Initiatoren des Vereinigungsparteitags von KPD und SPD zur SED in Berlin. Im Juli 1945 forderte die Schaffung einer sozialistischen Jugendorganisation (FDJ). 1946 bis 1951 war Walter Ulbricht Abgeordneter des Landtages der Provinz Sachsen.

Nach der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 wurde Ulbricht stellvertretender und im November 1955 Erster stellvertretender Vorsitzender im Ministerrat unter dem Vorsitzenden Otto Grotewohl. Nach dem III. Parteitag der SED wurde Ulbricht am 25. Juli 1950 vom Zentralkomitee der SED zum Generalsekretär des ZK der SED gewählt.

Der Bau der Berliner Mauer 1961 fand unter Ulbrichts politischer Verantwortung statt. Die Frage der westdeutschen Journalistin Annamarie Doherr, ob die DDR vorhabe, eine Mauer zu bauen, beantwortete Ulbricht: „… Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“

Wohnbebauung am Roßplatz in Leipzig

Wohnbebauung am Roßplatz in Leipzig

Ulbricht forderte für den Wiederaufbau in der DDR die Abkehr vom westlichen, im Bauhaus in Weimar begründeten Formalismus. Die Architektur habe der Form nach national zu sein. Für den Aufbau sozialistischer Stadtzentren wurden zahlreiche wiederaufbaufähige Kriegsruinen bedeutsamer und stadtbildprägender historischer Gebäude abgerissen, so z.B. in Leipzig der Turm der Johanniskirche (1963), das Augusteum der Universität (1968) und die Universitätskirche (1968). Zu den von Ulbricht geforderten Bauten im Stil der Nationalen Bautradition in Leipzig gehören die Ringbebauung am Rossplatz und die Wohnhäuser an der Windmühlenstraße, die Gebäude der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport sowie das Zentralstadion.

Am 26. April 1971 fuhr Erich Honecker, begleitet von mit Maschinenpistolen bewaffneten Personen der „Hauptabteilung Personenschutz“, zum Sommersitz Walter Ulbrichts nach Groß Dölln, ließ dort alle Tore und Ausgänge besetzen, die Telefonleitungen kappen und zwang Ulbricht, ein Rücktrittsgesuch an das Zentralkomitee zu unterschreiben.

Ehem. Deutsche Hochschule für Körperkultur und Sport Leipzig (DHfK)

Ehem. Deutsche Hochschule für Körperkultur und Sport Leipzig (DHfK)

Am 3. Mai 1971 erklärte Ulbricht gegenüber dem Zentralkomitee der SED „aus gesundheitlichen Gründen“ seinen Rücktritt von fast allen seinen Ämtern. Nachfolger wurde Erich Honecker. Kurz darauf begann eine weitgehende Reduzierung des Namens Walter Ulbricht aus der DDR-Geschichtsschreibung und dem öffentlichen Leben.
Im Sommer 1973 fanden in Ost-Berlin die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten statt. Sie waren im „Stadion der Weltjugend“ eröffnet worden, das wenige Tage zuvor noch „Walter-Ulbricht-Stadion“ geheißen hatte.

Während der Weltfestspiele starb Walter Ulbricht am 1. August 1973 im Gästehaus der Regierung der DDR am Döllnsee.

Mehr Leipziger Persönlichkeiten

Bildquelle: Bundesarchiv, Bild 183-08618-0005 / Sturm, Horst / CC-BY-SA 3.0

Stichworte:
, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Autor: Mirko Seidel am 29. Mrz 2022 15:48, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


Einen Kommentar schreiben

©2024 – architektur-blicklicht – Mirko Seidel, Sigismundstraße 3, 04317 Leipzig – Telefon: 0341 46 86 68 73
Touren, Tipps & Wanderungen per Rad, Auto und zu Fuß zu Burgen, Schlössern, Herrenhäusern, Kirchen, Industriebauten, Stadtansichten
in Leipzig, Sachsen & Mitteldeutschland
webdesign: agentur einfachpersönlich