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Abseits des Mulderadweges – Entdeckungen zwischen Wurzen, dem Wermsdorfer Wald und Grimma
Viel gibt es zu sehen an den Ufern der Mulde. Doch auch abseits der bekannten Touristenrouten gibt es einiges zu entdecken. Ich habe die ausgeschilderten Radwege verlassen für eine Entdeckungstour zwischen Wurzen, dem Wermsdorfer Forst und Grimma.
Es sind keine bedeutenden Gebäude, die es zu erkunden gilt. Es sind eher kleine Kirchen und einfache Herrenhäuser, manche in desolatem Zustand. Auch die Landschaft ist eher nüchtern – Felder und Wiesen. Der Wermsdorfer Wald allerdings ist ein beliebtes Ausflugsziel, ein Naherholungsgebiet und ein wertvoller Lebensraum.
An einem sonnigen Spätwintertag habe ich mich auf den Weg gemacht. Von Wurzen bin ich zunächst dem Muldetalbahnradweg nach Dehnitz gefolgt. Etwa zwei Kilometer südlich liegt die Wüstung Sellnitz. Von dem Dorf, das vermutlich durch die Hussiteneinfälle 1429/1430 untergegangen ist, sind auf einer Terrasse über der Mulde die Fundamente der Kirche heute noch zu sehen. Von hier hat man einen guten Blick auf den Fluss und die Landschaft.
Weiter ging es nach Nemt. In der Mitte des Dorfes steht die Pfarrkirche. Die kleine Saalkirche stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert und wurde mehrfach umgebaut.
Von Nemt ging es weiter nach Mühlbach. In dem kleinen Dorf gibt es einen großen Gutshof. Das schlichte Herrenhaus mit markantem Dach steht am Mühlteich und stammt aus der zeit der Renaissance. Im Barock wurde es noch einmal umgebaut. Das nächste Ziel war Kühren. Die romanische Saalkirche in der Ortsmitte wird in der Mitte des 14. Jahrhunderts erstmals erwähnt. Über Streuben führte mein Weg in den Wermsdorfer Wald. Ziel war das Wüste Dorf Nennewitz.Die Ausgrabungen in der Wüstung sind als „Kulturlandschaftsmuseum Wermsdorfer Wald“ zu besichtigen. Neben einem Gräberfeld wurden die Fundamente der Dorfkirche und einer Burg sichtbar gemacht. Die Burg Nennewitz wurde vermutlich um 1200 angelegt und Ende des 14. Jahrhunderts verlassen. Die kleine Wall-Graben-Anlage mit Turmhügel hat eine Innenfläche von ca. 27 x 31 m. Der Turm, ein Gebäude sowie ein Maueransatz wurden durch Aufmauerung der Fundamente sichtbar gemacht.
Die Kirche von Nennewitz war eine kleine Saalkirche mit eingezogenem Chor und Apsis. Die Kirche war von einer Mauer umgeben, im Kirchhof wurden Bestattungen nachgewiesen. (Quelle: Informationstafeln des Kulturlandschaftsmuseums Wermsdorfer Wald)
Von Nennewitz ging es vorbei am Doktorteich nach Sachsendorf. Die romanische Saalkirche wurde nach einem Brand 1693 bis 1698 wieder aufgebaut. Am westlichen Ortsrand von Sachsendorf befindet sich das Rittergut. Das Herrenhaus wurde 1946 abgerissen. Erhalten sind eine Villa aus der Zeit des Jugendstils sowie das pittoresk anmutende Inspektorenhaus.
Unweit von Sachsendorf liegt Wäldgen. Auch hier gibt es ein großes Rittergut. Das Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert, das 1728 umgebaut wurde, ist leider in einem sehr schlechten Zustand. Die Radtour führte mich weiter nach Burkartshain. Die kleine Chorturmkirche mit ihrem quadratischen Chor stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert, der Turm wurde im 15. Jahrhundert angebaut. Unmittelbar hinter der Kirche befindet sich das Rittergut Burkartshain. Der klassizistische Bau wurde laut einer Inschrift 1832 erbaut und 1912 umgebaut. Einst zierten die Fassade des Hauptgebäudes zwei Ecktürme, die heute nicht mehr vorhanden sind. Auch der Fassadenschmuck wurde nach 1945 weitgehend entfernt und das Gebäude aufgestockt.
In Oelschütz bin ich wieder auf den Muldetalbahnradweg gekommen und ihm bis nach Nitzschka gefolgt. In Unternitzschka steht die Ev. Lucaskirche aus dem 15. Jahrhundert. Davor befinden die Reste des Rittergutes Nitzschka. Das Schloss wurde nach 1945 abgebrochen und so auch die meisten Wirtschaftsgebäude. Erhalten sind die Fundamente des Schlosses und die Umfassungsmauern der Schmiede. Das Gelände wird heute durch einen sozialen Verein unterhalten und gepflegt.
Nächstes Ziel war Neichen mit seiner romanischen Chorturmkirche aus dem 13. Jahrhundert. Im Jahr 1517 erhielt die Kirche einen gotischen Choranbau, der dem Bauwerk ein besonderes und für eine Dorfkirche ungewöhnliches Aussehen gibt. Schließlich bin ich dem Muldetalbahnradweg nach Grimma gefolgt, wo meine Radtour zwischen Wurzen, dem Wermsdorfer Wald und Grimma endete.
Tourenempfehlung
- Empfohlene Tour: Radtour
- Route:
- Die Tour beginnt am Bahnhof Wurzen. Folgen Sie dem Muldetalbahnradweg in südlicher Richtung nach Dehnitz bis zur Wüsten Kirche Sellnitz.
- Um nach Nemt zu gelangen empfiehlt es sich, ein Stück zurückzufahren und nach rechts in den Feldweg abzubiegen. Die Kirche in Nemt steht in der Ortsmitte.
- Folgen Sie in Nemt der Mühlbacher Straße nach Mühlbach. Der Gutshof liegt am Ortsende, rechts.
- Von Mühlbach folgen Sie zunächst weiter der Straße und an der nächsten Kreuzung fahren Sie weiter gerade aus über einen Feldweg (mittelmäßiger Zustand) nach Kühren. Die Kirche in Kühren steht in der Ortsmitte etwas abseits der Hauptstraße, aber nicht zu verfehlen.
- Am Elefantendenkmal in Kühren biegen Sie ab in den Bäckenberg, der Sie nach Streuben führt. In der Ortsmitte links abbiegen und kurz vor der Bundesstraße B 6 nach rechts in den Wald abbiegen.
- Folgen Sie der Beschilderung zum Doktorteich und weiter den Hinweisschildern zur Kirche und zur Burg Nennewitz.
- Um nach Sachsendorf zu gelangen, fahren Sie zurück zum Doktorteich und folgen Sie der Beschilderung nach Sachsendorf. Die Kirche in der Ortsmitte Sachsendorf ist gut zu finden. Folgen Sie der Straße an der Kirche vorbei, gelangen Sie zum Gelände des ehemaligen Rittergutes.
- Wenn sie dem weiterführenden Feldweg folgen, kommen Sie nach Wäldgen, oder Sie fahren zurück, an der Kirche vorbei und biegen links in die Burkartshainer Straße ab, um nach Wäldgen zu gelangen. In Wäldgen biegen Sie von der Hauptstraße ab zum Herrenhaus.
- Wäldgen verlassen sie nach Norden über die Straße Am Park und biegen dann links nach Burkartshain ab. Die Kirche steht an der Hauptstraße. Um in das angrenzende Rittergut zu gelangen, müssen Sie allerdings einen Bogen über die Straße An den Weiden fahren (hinter der Kirche rechts).
- Um nach Nitzschka zu kommen, fahren Sie vom Rittergut Burkartshain wieder zurück in Richtung Kirche und biegen rechts in die Nitzschkaer Straße ab. Kurz vor Oellschütz treffen Sie auf den Muldetalbahnradweg, dem Sie nach links folgen. Die Pyrnaer Straße führt Sie zum Rittergut und zur Kirche Nitzschka.
- Weiter auf dem Muldetalbahnradweg kommen Sie nach Neichen, wo sie die Kirche in der Ortsmitte finden.
- Von Neichen sind es nur wenige Meter nach Trebsen auf der anderen Seite der Mulde, wo Sie das Schloss und die Stadtkirche besichtigen können.
- Weiter auf dem Muldetalbahnradweg kommen Sie vorbei an Nerchau und Döben. Wer noch Kraft hat, kann den Aufstieg nach Döben nehmen und sich das Schloss und die Kirche anschauen.
- Der Muldetalbahnradweg führt schließlich nach Grimma und endet an der Pöppelmannbrücke.
Hinweise
- Dauer: ca. 5 h,
- Schwierigkeitsgrad: gering bis mittel,
- Wegeführung: überwiegend auf wenig befahrenen Straßen, im Wermsdorfer Wald gute bis mittelmäßige Waldwege,
- Entfernungen:
- Bhf. Wurzen – Wüstung Sellnitz ca. 4 km,
- Sellnitz – Nemt ca. 2 km,
- Nemt – Mühlbach ca. 3 km,
- Mühlbach – Kühren ca. 4 km,
- Kühren – Nennewitz ca. 8 km,
- Nennewitz – Sachsendorf ca. 4 km,
- Sachsendorf – Wäldgen ca. 2 km,
- Wäldgen – Burkartshain ca. 4 km,
- Burkartshain – Nitzschka ca. 4,5 km,
- Nitzschka – Neichen ca. 4 km,
- Neichen – Grimma ca. 9,5 km,
- Gesamt ca. 49 km
Tourenskizze
Autor: Mirko Seidel am 17. März 2014 08:26, Rubrik: Artikel, Artikel & Berichte, Muldetal, Reiseberichte, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,