Landkreis Leipzig
Dom- und Ringelnatzstadt Wurzen
Wurzen ist eine Große Kreisstadt im Nordosten des Landkreises Leipzig.Die Dom- und einstige bischöfliche Residenzstadt Wurzen liegt östlich von Leipzig (ca. 29 km) an der Mulde zwischen Grimma und Eilenburg. In der Stadt Wurzen leben ca. 16.500 Einwohner.
Geschichte
Die civita Vurcine wird erstmals 961 erwähnt und gehört damit zu den ältesten besiedelten und befestigten Orten Sachsens. Die Stadt liegt an einer Furt durch die Mulde und diente der Sicherung zweier Handelsstraßen. Im Jahr 1114 wurde auf der Burg eine Marienkirche geweiht, der spätere Dom St. Marien, und ein Kollegialstift errichtet. Um 1150 wird der Marktplatz angelegt. Seit dem 12. Jahrhundert waren die Bischöfe Stadtherren von Wurzen. Die Streitigkeiten zwischen dem Bistum Meißen und dem Markgrafen von Meißen endeten mit Zugeständnissen des Markgrafen Heinrich und der territorialen Festigung des Bistums Wurzen. Die mittelalterliche Stadt hatte einen ovalen Grundriss, der auch heute noch ablesbar ist. Um 1250 wurde die Wenceslaikirche erbaut. Bischof Johann VI. von Salhausen verlegte 1489 seine Residenz nach Wurzen und ließ sich neben dem Dom anstelle der Burg ein Schloss errichten. In dieser Zeit blühte auch die Stadt auf. Im Jahr 1519 und im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt Wurzen durch Brände verwüstet. Der 2. Weltkrieg verschonte die Stadt.Der wirtschaftliche Aufschwung setzt in der Ackerbürgerstadt Wurzen erst spät ein. 1783 wurde eine Filzfabrik gegründet. Um 1890 siedelten sich Metall- und Maschinenbaufabriken in der Stadt an.
Stadtrundgang durch Wurzen
Die Nummern in den eckigen Klammern finden Sie auf der Skizze des Rundgangs durch Wurzen.
Wurzen konnte sein historisches Stadtbild bewahren und präsentiert sich heute mit einer geschlossenen, homogenen Bebauung aus neun Jahrhunderten. Das Stadtbild wird beherrscht von den Türmen der Wenceslaikirche und des Domes St. Marien sowie den Mühlengebäuden nahe der Mulde.Den Rundgang durch Wurzen beginnt man am besten am Bahnhof. Durch den Stadtpark [1] gelangt man zur Wenceslaistraße, die in die Altstadt führt. Im Stadtpark steht das Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs, das 1930 von Oswin Hempel und Georg Wrba erbaut wurde. In heroischer Darstellung zeigt es eine überlebensgroße Bronzegruppe.
Der Posthof mit Posthalterei [2] geht auf ein Freigut zurück. 1722-1734 wird es durch August den Starken erweitert und das markante Posttor errichtet.Unweit des Posthofes befindet sich ein weiteres Stadtgut [3], in dem im Jahr 1883 der Wurzener Schriftsteller, Kabarettist und Maler Joachim Ringelnatz (eigentlich Hans Gustav Bötticher) geboren wurde. Das 1678 erbaute Gutshaus wurde Anfang des 19. Jahrhunderts verändert.
Die Ev. Wenceslaikirche [4] wird erstmals 1275 erwähnt. 1513 erfolgt der Umbau zu einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche.Nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges wird die Wenceslaikirche 1660-1673 wieder aufgebaut und reich ausgestattet. Diese Ausstattung wird 1873-1878 für eine neogotische wieder entfernt. Die St. Wenceslaikirche stand einst außerhalb der Stadtmauer. Ihr Turm überragt die Dächer der Altstadt und bildet das Pendant zum Dom St. Marien. Am Marktplatz [5] in Wurzen steht das spätbarocke Rathaus mit einem Glockenturm. Der etwa quadratische Markt wird gesäumt von einem bunten Ensemble von Bürgerhäusern aus dem 16. bis frühen 20. Jahrhundert. Am Markt lässt sich die Baugeschichte der Stadt gut ablesen. Vor dem Rathaus der Stadt Wurzen steht der Ringelnatzbrunnen, der 1983 zum 100. Geburtstag des Dichters eingeweiht wurde.
In der Domgasse steht das Museum der Stadt Wurzen [6]. Das prächtige Wohnhaus stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Der Domplatz [7] am südwestlichen Rand der Altstadt ist eine ovale Platzanlage. Der Platz wird von einer Reihe markanter Gebäude gesäumt. Darunter das Kornhaus, das Ende des 15. Jahrhunderts erbaut wurde, sowie die ehemalige Kustodie, die an das Kornhaus angebaut ist. In diesem Haus wurde 1719 der Dichter Magnus Gottfried Lichtwer geboren.Die Domherrenkurie ist ein stattliches Gebäude aus dem 16. Jahrhundert mit vorgelagertem Treppenturm. Am Domplatz steht auch der Dom St. Marien [8] – der kleinste Dom Sachsens. Der Kernbau des Doms entstand 1114. Um 1260 bis 1280 wurde der Chor verlängert. Im 14. Jahrhundert erfolgte die Wölbung und Erhöhung des südlichen Seitenschiffs. 1470 wird der Dom nach einem Brand einheitlich wieder hergestellt und 1503 der Westturm errichtet. Zur Ausstattung des Doms gehören Arbeiten von Georg Wrba.
An den Dom schließt sich das Bischofsschloss [9] an. 1491-1497 wurde es erbaut und 1519 nach einem Brand erneuert.
Durch die Finstere Gasse, Kannengießergasse und den Stadtgraben gelangt man zum Jacobsplatz [10]. Hier steht das Meißner Stiftslehn, erstmals 1492 erwähnt. Das heutige Gebäude stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.Durch die Jacobsgasse gelangt man zurück zum Markt und durch die Wenceslaigasse zur Bahnhofstraße. Hier steht das 1890 errichtete Postgebäude [11] mit aufwendiger Fassadengestaltung im Stil der Neorenaissance.
Über die Bahnhofstraße gelangt man zurück zum Bahnhof.
Sehenswertes in Wurzen
Dom St. Marien [8]:- Doppelchoranlage mit zwei Seitentürmen am langestreckten Ostchor,
- Westchor als Grabkapelle für Bischof Johann VI. von Salhausen,
- dreijochig, Kreuzrippengewölbe,
- Chor mit Zellengewölbe,
- Bischofskapelle mit Sternengwölbe und Malereien,
- expressionistische Bronzeabreiten von Georg Wrba,
- Jehmlich-Orgel,
- Der Dom St. Marien kann besichtigt werden.
- Renaissancebau,
- rechteckiger Putzbau,
- zwei Rundtürme,
- reich gegliederte Blendgiebel,
- Vorhangbogenfenster,
- heute Hotel und Restaurant
- Geschlossenes, ovales Gebäudeensemble, beherrscht vom Dom St. Marien und dem Schloss,
- ehemalige Kustodie, 1518-1525 erbaut, im 18. Jahrhundert verändert, Stichbogenportal,
- Domherrenkurie, Im 16. Jahrhundert mit vorgelagertem Treppenturm errichtet,
- Kornhaus, Ende des 15. Jahrhunderts erbaut, mit Blendgiebel,
- 1275 erstmals erwähnt,
- 1513 als spätgotische, dreischiffige Hallenkirche umgebaut,
- neogotische Ausstattung von 1873-1878 durch Hugo Altendorff,
- eingezogener Chor mit 3/8-Schluss,
- spätgotisches Altarkruzifix,
- Jehmlich-Orgel,
- spätbarocker Putzbau,
- im 17. Jahrhundert erbaut,
- 1803 erneuert,
- Mittelrisalit durch eingezogenen Glockenturm betont,
- davor Ringelnatzbrunnen (1983),
Postamt [11]:
- Langgstreckter Klinkerbau,
- erbaut 1890 im Stil der Neorenaissance,
- aufwändige Fassadengestaltung mit Stuck- und Sandsteinornamenten,
- zwei Risalite mit reich gegliederten Giebeln,
- Turm mit Kuppel aus Glas und Eisen,
Posthof mit Posthalterei [2]:
- Poststation von 1696 bis 1808,
- 1734 Bau des Posttores,
- Imposantes Patrizierhaus der Renaissance,
- erbaut 2. Hälfte 16. Jahrhundert,
- trapezförmiger Arkadenhof,
- dreigeschossiger Zwerchgiebel mit Voluten,
- mehrere Stuckdecken,
- heute Stadtmuseum und Tourist-Information,
- zwei monumentale Mühlengebäude, 1918-1929 von Max Fricke errichtet,
- sechsgeschossige Stahlbetonskelettbauten,
- neungeschossige Türme mit aufwändiger Dachgestaltung,
Berühmte Wurzener
Johann Gottlob Böhme, geboren 1717 in Wurzen, gestorben 1780 in Leipzig, Historiker in der Zeit der Aufklärung, Lehrer Goethes an der Universität Leipzig,Magnus Gottfried Lichtwer, geboren 1719 in Wurzen, gestorben 1783 in Halberstadt, Jurist und einer der bedeutendsten deutschen Fabeldichter in der Zeit der Aufklärung,
Joachim Ringelnatz, geboren 1883 in Wurzen, gestorben 1934 in Berlin, Schriftsteller, Kabarettist und Maler,
Weitere Informationen
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite der Stadt Wurzen. Weitere Bauwerke: Architektur & Baukunst in Wurzen
Bildergalerie Wurzen
Skizze „Stadtrundgang durch Wurzen“
Autor: Mirko Seidel am 24. Jul 2014 17:21, Rubrik: Landkreis Leipzig, Sachsen, Stadtansichten, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,