Geschichte & Geschichten
600 Jahre Sachsen – Höhepunkte und Tiefschläge sächsischer Geschichte
1697 – Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen wird König von Polen
In aller Stille konvertierte der sächsische Kurfürst Friedrich August I., August der Starke, am 1. Juli 1697 um katholischen Glauben. Die Still dieses Aktes und der Ort, Baden bei Wien, waren wohl gewählt. Denn wenn ausgerechnet der Führer der protestantischen Reichsstände und Regent im Mutterland der Reformation die Seiten wechselt, hätte das Aufsehen und Unruhe verbreitet.Die Entscheidung Augusts zum Religionswechsel entsprang nicht etwa einer sich wandelnden Frömmigkeit, sondern vielmehr seinen politischen Absichten, König von Polen zu werden und dafür musste man katholisch sein. In Polen gab es ein Wahlkönigstum, gewählt werden konnte nur, wer die notwendigen Mittel zur „Durchsetzung“ seines Absichten hatte, wer den Großspielern im europäischen Machtgefüge genehm war und wer katholischen Glaubens war.
Die Wahl von Friedrich August I. durch den polnischen Adel soll 39 Millionen Reichstaler gekostet haben, großenteils aufgebracht durch Augusts Hofbankier Issachar Berend Lehmann, von der sächsischen Bevölkerung durch Steuern wieder eingetrieben.
Zur Wahl durch die polnischen Stände im Juni 1697 standen an Ende nur noch zwei Bewerber – August der Starke und Prinz François Louis de Bourbon-Conti, der ungeliebte Vetter Ludwigs XIV. Prinz Conti konnte eine größere Stimmenzahl auf sich vereinen, doch stellte ihn der sächsische Gesandte Flemming vor vollendete Tatsachen. Conti war erst auf dem Weg nach Polen, Sachsen war durch Flemming bereits vor Ort und Flemming schwor stellvertretend für August öffentlich den Eid auf die Pacta conventa.
Als ein Teil des polnischen Adels den französischen Prinzen am 26./27. Juni 1697 in Wola zum König ausrief, marschierte August mit 8.000 Soldaten in Polen ein. Bei Danzig konnten die Soldaten das Gefolge des Prinzen Conti überwältigen und zur Umkehr nötigen. Am 15. September 1697 wurde Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen in der Wawel-Kathedrale in Krakau unter dem Namen August II. Mocny zum polnischen König gekrönt.Friedrich August ließ in der Münzstätte Leipzig auch polnisches Geld prägen. Mit der Krönung zum polnischen König begann des Augusteische Zeitalter, das neben Friedrich August I. auch seinen Sohn, Kurfürst Friedrich August II. umfasst. Für Sachsen begann eine Zeit des Glanzes und des wirtschaftlichen Aufschwung, eine Zeit der Kunst, des Handels, aber auch eine Zeit des immer weitere ansteigenden Anspruches Augusts des Starken, in der europäischen Geschichte mitmischen zu wollen – er strebte nach dem Kaisertitel. Für Sachsen ist diese Zeit aber auch mit maßloser Verschwendung von Steuergeldern, Miss- und Vetternwirtschaft und Intrigen verbunden. Die glanzvolle Zeit Sachsens ging glanzlos unter, im Siebenjährigen Krieg.
Weitere Höhepunkte und Tiefschläge in 600 Jahren sächsischer Geschichte:
1423 – Die Kurwürde fällt an die Wettiner
1547 – Der Schmalkaldische Krieg
1648 – Am Ende des Krieges liegt das Land am Boden
1831 – Der König bekommt ein Parlament
1952 – Sachsen verschwindet von der Landkarte
1990 – Die Neugründung des Freistaats Sachsen
Quelle: https://www.dresden-und-sachsen.de/geschichte/07_30jaehriger_krieg.htm
Bildquelle: Von Henryk Rodakowski – Lviv National Art Gallery, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20422317;
Von unbekannt – F. W. Putzgers: Historischer Schul-Atlas (44. Ausgabe, 1925), PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=997069
Quelle:
www.wikipedia.de
Reinhardt Eigenwill (Hg.):Zäsuren sächsischer Geschichte, Sax Verlag Beucha Markkleeberg, 1. Auflage 2010
Autor: Mirko Seidel am 22. Jan 2023 15:07, Rubrik: Geschichte & Geschichten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,