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Leipziger Persönlichkeiten – Heinrich Scherl
Heinrich Scherl wurde 1473 in Nürnberg geboren und war am Ende seines Lebens der reichste Bürger Leipzigs. 1506 kam Scherl mittellos nach Leipzig, wurde Bürger und 1508 Mitglied der Kramerinnung. Er widmete sich erfolgreich dem Seidenhandel kam so zu erheblichem Wohlstand. Scherl engagierte sich im Bergbau, im Hüttenwesen und im Silberhandel.1521 wurde Heinrich Scherl Leipziger Ratsherr, 1524 Stadtrichter und 1525 Baumeister in Leipzig. 1529 zählte Scherl mit mehreren Gesellschaftern, darunter Graf Albrecht von Mansfeld, zu den Mitinhabern einer der beiden Saigerhütten bei Eisfeld und kaufte 1535 u.a. mit seinem Schwager Hieronymus Lotter die Saigerhütte Ludwigstadt. Das Vermögen Scherls soll 1537 100.000 Gulden betragen haben, laut Aussage einer Urkunde im Knopf des Thomaskirchturms.
Entscheidend beigetragen haben zum Aufstieg Heinrich Scherls in Leipzig dürfte sein frühes Bekenntnis zur Reformation. 1524 richtete Scherl gemeinsam mit anderen Kaufleuten Leipzigs eine Bittschrift an Herzog Georg von Sachsen, worin es um die Anstellung eines lutherischen Predigers in der Stadt ging – der Herzog lehnte ab.
Nach dem Tod Herzog Georgs 1539 bekannte sich Heinrich Scherl wieder öffentlich zur Reformation und setzte dem ersten lutherischen Superintendenten eine jährliche Rente aus. 1540 beherbergte Scherl Martin Luther, der in seinen Tischgesprächen von dem „schwer reichen Mann“ berichtete.
Scherl nutzte seine Erfahrungen bei der Säkularisation geistlicher Güter in Leipzig. 1543 vom Stadtrat beauftragt zum Verkauf von Silbergerät und aller anderen Wertgegenstände aus Leipziger Klöstern, erwarb Scherl nicht nur verschiedene Kostbarkeiten für seine Familie, sondern auch den Grundbesitz des Thomasklosters und des Zisterzienser-Nonnenklosters St. Georg für insgesamt 6.975 Gulden. Heinrich Scherl errichtete auf dem Gelände des ehemaligen Thomasklosters Wohnhäuser.
Scherl besaß ein Wohnhaus in der Hainstraße und ein Wohnhaus in der Katharinenstraße. Heinrich Scherl bewies auch ein großes soziales Engagement. Er bedachte nicht nur seine zahlreichen Vettern, Neffen und andere weitläufige Verwandte in seinem Testament mit mehreren tausend Gulden, sondern stiftete darüber hinaus Gelder u.a. für durch einen Brand geschädigte Leipziger sowie die beiden Hospitäler.
Heinrich Scherl starb am 21. September 1548 in Leipzig. Nach seinem Tod und der unmittelbar folgenden Erbteilung verlor die Kaufmannsfamilie Scherl schnell an Bedeutung. Die Scherlstraße im Graphischen Viertel erinnert an Heinrich Scherl.
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Bildquelle: https://www.wikiwand.com/de/Amtshaus_(Leipzig)
weitere Quelle: https://saebi.isgv.de/biografie/Heinrich_Scherl_d.%C3%84._(1475-1548)
Quelle:
Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Pro Leipzig, 2005
Autor: Mirko Seidel am 25. Mai 2022 08:31, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,