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Erweiterte Nutzung von Kirchen
Erweiterte Nutzung von Kirchgebäuden – ist das wirklich notwendig? Offensichtlich ja – denn die zahlreichen Kirchbauvereine, Tagungen und Workshops haben dieses Thema sicherlich nicht ohne Grund auf ihre Tagesordnungen gesetzt.Die Euphorie ist groß, doch sollten wir nicht mit viel mehr Gelassenheit über das Thema Nutzung, Umnutzung und erweiterte Nutzung von Kirchengebäuden diskutieren?
Wann ist eine Kirche genutzt? Wenn ab und zu ein Gottesdienst stattfindet? Zwei, drei Konzerte im Jahr, eine Taufe, eine goldene Konfirmation – ist eine Kirche dann genutzt? Ich denke ja.
Eine Nutzung 365 Tage im Jahr – das hat es auch früher nicht gegeben, außer vielleicht in Klöstern.
Manche Kirchen im Mittelalter hatten bereits eine erweitere Nutzung – sie waren Wehrkirchen, letzte Zufluchtsstätte in Kriegen und bei Überfällen. Diese Nutzung sollen unsere Kirchgebäude nie wieder haben.
Gerade staatliche Förderprogramme fragen oft nach Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Mehrwert für die Gesellschaft.
Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit darf sich bei Kirchen nicht stellen, eine Kirche kann nie wirtschaftlich betrieben werden. Vielmehr sollte der Erhalt der Gebäude als gesellschaftliche Aufgabe verstanden und gefördert werden.
Die Frage nach der Nachhaltigkeit und dem Mehrwert ist schnell beantwortet. Wenn Menschen, ob konfessionell gebunden oder nicht, in unserer lauten, hektischen und schnelllebigen, oft wenig Halt und Zuversicht bietenden Zeit in Kirchen Orte der Ruhe, der Entspannung und Erholung, des In-Sich-Gehens und Sich-Findens, Orte der Hoffnung und des Glaubens finden – dann besteht genau darin der Mehrwert für unsere Gesellschaft.
In der Diskussion über Nutzung und Nutzungserweiterung von Kirchgebäuden sollten wir offen sein und alle Ideen aufgreifen. In der tatsächlichen Umsetzung sind Augenmaß und Feingefühl gefragt.In Sachsen-Anhalt z.B. berät und unterstützt der Verband der Kirchbauvereine (VdKSA) die Mitglieder in Ihrem Bestreben die Kirchgebäude zu erhalten und sinnvoll zu nutzen. Der Verband möchte die vielen Aktivitäten bekannter machen, vernetzen und fördern.
Der VdKSA ist für die Gemeindekirchenräte und die Vertreter der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, der katholischen Kirche, der Evangelischen Landeskirche Anhalts, der freikirchlichen Gemeinden und die Vertreter der staatlichen Denkmalpflege ein Ansprechpartner und Partner in der Verknüpfung kirchlicher und weltlicher Interessen im Gebäude Kirche.
Auf einer Fachtagung in Marburg im Jahr 2011 sagte ein Redner folgenden Satz: „Die Menschen früherer Generationen haben ihre Kirchen oft in bitterer Armut und unter großen Entbehrungen erbaut und es ist nicht hinnehmbar, dass wir es mit unserem Reichtum nicht schaffen sollen, diese Gebäude zu erhalten.“
Autor: Mirko Seidel am 15. Nov 2013 16:56, Rubrik: Artikel, Artikel & Berichte, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,